Weibblick - Magazin aus Frauensicht

Magazin aus Frauensicht

Es hallt und knallt

Neulich rief meine Nachbarin von unten drunter an. Sie sagte: „Kannst du deiner Mitbewohnerin mal sagen, sie soll ihre Schuhe ausziehen, wenn sie nach Hause kommt.“

Seit einiger Zeit wohnt Marta bei mir, eine junge Journalistin aus El Salvador. Sie war noch nie länger von zu Hause weg, die Monate hier in Deutschland müssen für sie so etwas sein wie ein Grundkurs in deutschen Sitten und Gebräuchen. Wenn es schneit, verteilen die Menschen kleine, spitze Steinchen auf den Straßen. Wenn sie ein Zimmer verlassen, schalten sie darin das Licht aus. Sie rufen sich gegenseitig mindestens zweimal an, wenn sie sich verabreden. Sie klappen den Klodeckel runter und trinken Jägermeister.

Und jetzt soll ich Marta auch noch sagen, sie soll ihre Schuhe ausziehen.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie das hier unten hallt und knallt“, sagte meine Nachbarin von unten drunter. „Sie muss die hackenschuhesten Hackenschuhe haben, die es nur gibt.“ Stimmt. Marta trägt gern Pumps mit harten, scharfen Absätzen. Ich höre sie damit herumlaufen, wenn sie morgen zwischen Bad, Küche und Zimmer ihre Runden dreht. Ich höre sie damit herumlaufen, wenn sie abends diese Runden noch einmal dreht.

„Du kannst dir das gern mal anhören“, sagte meine Nachbarin: „Hier unten.“ Wir stellten uns in ihr Schlafzimmer – Martas Zimmer liegt direkt darüber – und warteten darauf, dass Marta nach Hause kommt. Eine halbe Stunde später war es soweit. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, ich starrte gebannt nach oben. Wahrscheinlich erwartete ich, dass sich die Decke unter Martas Schritten bog und an den Stellen, die sie beschritt, der Putz herunter bröckelte.

Meine Nachbarin von unten drunter stand neben mir und grinste breit. Dieses Grinsen sollte mir offensichtlich sagen: Du wirst schon sehen. Ich dachte: Ich werd ja sehen. Dann zuckte ich unwillkürlich zusammen. Es hallte und knallte, donnerte und dröhnte. Von der Tür zum Bett, und wieder zurück. Danach klackte es im Bad, später in der Küche, daraufhin wieder im Zimmer. Klack, klack, klack. Pling, peng, knall. Als rammten Spitzhacken in einen harten Asphalt.

Meine Nachbarin von unten drunter grinste noch breiter.

„Ich sag ihr alles, was du willst“, brubbelte ich. „Sie soll einfach nur die Schuhe ausziehen“, sagte meine Nachbarin von unten drunter. Es lang ein Flehen in ihrer Stimme.

 

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